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Die Modelleisenbahn hat viele Facetten und bietet für jeden Hobby-Eisenbahner etwas Passendes. Während die einen ihren Spass haben, Züge unterschiedlichster Bahngesellschaften und Länder über die auf eine Holzplatte montierten Gleise donnern zu lassen, steht bei anderen die naturgetreue Landschaftsgestaltung im Vordergrund. Von der modellgetreuen Fahrleitung, der Hintergrundgestaltung, der lichttechnischen und akustischen Ausgestaltung bis hin zum rollenden Strassenverkehr findet man alles, was das Herz begehrt.

Für die meisten Modelleisenbahner hat es mit einem Rundkurs begonnen, auf dem ein Zug unermüdlich seine Runden dreht. Bei der Erweiterung kommen Weichen ins Spiel und mit jeder Weiche steigt die Komplexität, bei der nur noch Signale Schlimmeres verhindern können. Auch wenn die Folgen eines Zusammenstosses ungleich weniger tragisch sind als beim Original, ist ein unfallfreier Betrieb das Ziel eines Modellbahnbetriebs. Unterstützung bieten dabei verschiedenste Arten von Stellwerken, die alle ihre eigenen Vorzüge und Komfort haben.

Während ein vollautomatischer Betrieb den Zugsverkehr wie von Geisterhand steuert, bleibt dem Zuschauer lediglich die Möglichkeit, das Geschehen zu betrachten. Interessanter wird es, wenn man selbst ins Geschehen eingreifen kann. Am Anfang ist man vorerst mal froh, den Bahnbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten, ungeachtet dessen, welche Züge wo durchfahren und wo sie anhalten. So kann es vorkommen, dass ein Eurocity von einem Güterzug überholt wird, ein Schnellzug durch den Güterbahnhof geleitet wird oder der Regionalzug ausgerechnet auf dem Stationsgleis anhält, wo kein Perron vorhanden ist. Mit der Zeit erkennt man, wo welcher Zug herkommt, welcher Gattung er angehört und kann dies entsprechend berücksichtigen.

Für die „ganz Verrückten“ ist der fahrplanmässige Betrieb die Krönung. Die Modelleisenbahnanlage des MECF hat mittlerweile alle notwendigen Voraussetzungen dazu, die sind:

  • Interessante Gleisanlagen mit drei Bahnhöfen (einer davon als Kopfbahnhof)
  • Verschiedene Zugskompositionen unterschiedlichster Zugsgattung
  • Vier Stellwerke (1 Domino 55, 2 Domino 67, 1 eStw SimisC/ILTIS)
  • Zugnummern-Meldeanlagen (in Stellpulte integriert)
  • Automatische Bahnhofsdurchsagen (Dispras: „Digitales Sprach Ansage System“)
  • Modellzeit-Uhr, die bei Bedarf angehalten werden kann
  • Fahrdienstunterlagen für jeden Bahnhof (Grafischer Fahrplan, Ein-/Ausfahrtabellen, Gleisbelegungspläne, Zugnummernschema)
  • Aufzeichnung des Zuglaufes
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Fahrdienstleiter Marco am Domino 67 des Güterbahnhofs Burgfelden

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Über die „Lupenansicht“ wird St. Muhrtal bedient

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ILTIS mit Übersicht der gesamten Anlage des MECF

Der fahrplanmässige Betrieb

Zu Beginn der Eisenbahngeschichte ging es auf den Schienen noch nicht so hektisch zu und her wie heute und mit einer Hand voll Zügen pro Tag war der Fahrplan schlank und überschaubar. Der Bahnhofvorstand galt als König der Station und bestimmte den Zugsablauf auf seinem Gebiet. Mit der Zunahme der täglichen Zugsbewegungen wurde es unerlässlich, den gesamten Verkehr aufeinander abzustimmen. Heute ist die SBB in der Schweiz soweit, dass sich dank der Automatisierung der enorme Zugsverkehr mit nur drei Betriebszentralen lenken lässt. Diese sind mit modernsten Fernsteuer- und Zugleitsystemen ausgerüstet und wenn es sein müsste, lässt sich von dort aus jede einzelne Weiche irgendwo in der Schweiz umstellen. Wie immer im Leben gibt es aber auch die Kehrseite der Medaille: Die Stationen sind mittlerweile verwaist, der Bahnhofvorstand und die lokalen Stellwerksbeamten sind verschwunden und die Stellpulte zugedeckt, in den Keller verbannt oder verschrottet.

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Fahrplan Uzwil aus dem Jahre 1899

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Ausschnitt des grafischen Fahrplans für die Strecke Zürich

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Arbeitsplatz eines Betriebsdisponenten mit dem Rail-Control-System RCS (Bild SBB)

Fahrplanbetrieb beim MECF

Der vollautomatisierte Verkehr des Vorbildes ist meist nicht mehr das, was sich der Modellbahner wünscht – so richtig Fahrbetrieb zu machen. Deshalb betrachten es die Mitglieder des MECF als sinnvoll, sich in die Zeit der letzten Jahrtausendwende zu versetzen, in der die Stationen noch bedient oder teilautomatisiert waren. In dieser Form lässt sich ein Fahrplanbetrieb gestalten, an dem mindestens vier Personen beteiligt sind. Für die Koordination und allfällige Interventionen ist der Regieleiter verantwortlich.

Fahrplanzeit

Oft herrscht die Meinung, die Zeit bei der Modelleisenbahn müsse schneller ablaufen als sonst. Dies ist jedoch nur zur Kompensation der typischerweise zu kurzen Stationsdistanzen gedacht, denn der Aufenthalt eines Zuges im Bahnhof beispielsweise dauert gleich lang wie bei der Normalzeit beziehungsweise im Original. Betrachtet man beispielsweise die Zugsbewegungen in Zürich oder Oerlikon, dann könnte das problemlos einem regen Modellbahnbetrieb in Normalzeit entsprechen.

Der MECF hat sich für eine unverkürzte Fahrplanzeit entschieden. Die erstellten Fahrpläne beginnen morgens um 06:00 Uhr und dauern eine Stunde. Für den Fall von unvorhergesehenen Störungen, welche nicht mehr im Fahrplanbetrieb aufgefangen werden können, lässt sich die Fahrplanzeit anhalten. Die Fahrplanzeit wird auf allen Stelltischen angezeigt.

Betriebsunterlagen

Grundlage für den Betrieb nach Fahrplan bildet der grafische Fahrplan, in welchem der Zugverlauf, die Zugsbegegnungen und Zugshalte ersichtlich sind. Die einem Zug zugeordneten Linien zeigen, wo sich der Zug zu welcher Zeit befinden soll. Verkehrt er nicht gemäss Vorgabe, dann ist er zu früh oder mit einer Verspätung unterwegs.

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Der grafische Fahrplan des MECF

Die für jeden Bahnhof erstellte Ein- und Ausfahrtentabelle erleichtert dem Stellwerksbeamten das Vorbereiten und Auslösen der entsprechenden Zugsfahrten. Besonderheiten wie Verkehren auf „falschem Gleis“, Umspannen von Triebfahrzeugen oder vorgängige und nachfolgende Rangierfahrten sind darauf ebenfalls ersichtlich.

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Ein-/Ausfahrtabelle des Bahnhofs Wassen

Bei Stationen mit mehreren Gleisen zeigt der Gleisbelegungsplan, für welchen Zug und welchen Zeitraum die Stationsgleise vorgesehen sind.

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Gleisbelegungsplan des Kopfbahnhofes St. Muhrtal HB

Die Zugnummern müssen unter anderem Aufschluss über die dahinter stehende Zugsgattung und den Zuglauf geben. Der SBB dienen dafür maximal 5-stellige Zahlen und die Zuordnung ist im Zugnummernschema festgelegt. Da beim MECF nur 4-stellige Anzeigen vorhanden sind und die erste als Lenkziffer verwendet wird, stehen für die effektive Zugnummer nur drei Stellen zur Verfügung. Für die Verhältnisse beim MECF ist dies aber völlig ausreichend. Eine Liste mit den Kategorien wie beim Original, jedoch mit angepassten Nummernbereichen, steht dem Fahrdienstpersonal zur Verfügung. Dabei ist auch die Verkehrsrichtung berücksichtigt: Die Züge von Süden nach Norden besitzen gerade, von Norden nach Süden ungerade Zugnummern.

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Auszug aus dem Zugnummernschema Personenzüge des MECF

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Auszug aus dem Zugnummernschema für Güterzüge des MECF

Ablauf

Zur Vorbereitung gehört das Aufstellen der Züge in die entsprechenden Ausgangspositionen. Es gilt dabei, die richtige Zugsgattung am richtigen Ort bereit zu stellen und die vorgesehenen Zugnummern einzugeben. Gleise, die für spätere Belegungen vorgesehen sind, müssen „geräumt“ werden.

Die Regie startet den Fahrplanbetrieb, indem sie auf Fahrplanzeit umschaltet und diese startet. Die Aufgabe der Diensttuenden liegt nun darin, die Züge wie geplant auf ihre Reise zu schicken beziehungsweise in Empfang zu nehmen. Im Kopfbahnhof St. Muhrtal HB müssen auch Züge gewendet und Loks umgespannt werden. Ebenfalls sind dort die Zugsformationen zu pflegen (Wagenreihung), damit in den Bahnhöfen die akustischen Zugsansagen über das Zugsansagesystem Dispras korrekt abgespielt werden. Über den Fahrplan soll nun gesichert sein, dass Schnellzüge in gewissen Stationen durchfahren, Personenzüge in die richtigen Bahnhofsgleise einfahren oder Güterzüge auch mal überholt werden. Zusätzlich spannend wird es, wenn ausser Plan noch ein Lösch- und Rettungszug mit höchster Priorität auf die Reise geht.Sollte mal ein Zug entgleisen oder ein anderes gröberes Missgeschick passieren, entscheidet die Regie über eine allfällige Unterbrechung und lässt die Fahrplanzeit anhalten, bis wieder alles für das Weiterfahren bereit ist.

Zuglaufanzeige

Die Steuerung des MECF wurde erweitert, so dass später einmal die Zugspositionen einem Verkehrsleitrechner gemeldet werden können, welcher den Zugsverkehr überwacht, Abweichungen zum Soll-Fahrplan erkennt, Zuganzeiger steuert und entsprechende Verspätungsmeldungen auslöst.

Für eine nachträgliche Analyse des gefahrenen Fahrplans lässt sich der aktuelle Zugsverlauf in einer Grafik anzeigen und in einer Datei abspeichern.

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Aufzeichnung des Zuglaufes (grafischer Fahrplan des Ist-Zuglaufes)

Fahrplanvarianten

Am Abend des 1. Februar 2017 hiess es dann zum ersten Mal: „Fahrplanzeit läuft“. In einem Test wurde der Fahrplan auf die Probe gestellt. Nach einigen Anpassungen steht der Fahrplan nun für diese besondere Art des Modellbahnbetriebs bereit. Später werden abhängig von den gemachten Erfahrungen weitere Fahrplanvarianten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden dazukommen.