Peter kann es noch kaum fassen. Er wurde von Onkel Max ins Miniatur Wunderland eingeladen. Nach den gemeinsamen Ausflügen in und um Burgfelden führt die Reise nun endlich nach Hamburg. Als eingefleischte Bähnler planen sie die Anreise natürlich mit dem CityNightLine.
So fährt Peter eines Abends voller Vorfreude mit der S-Bahn von Katzenbach nach St. Muhrtal, wo er sich mit Onkel Max trifft. Nach kurzer Wartezeit am Perron erscheint der Buchstaben „R“ für Rangierfahrt auf der Anzeige und der CityNightLine (CNL) 478 „Komet“ wird aus der Abstellgruppe rückwärts in die Bahnhofshalle geschoben. Unsere zwei Reisenden haben ein Zweierabteil im doppelstöckigen Schlafwagen WLABm 172.0 reserviert. Kaum haben Sie sich im Abteil im oberen Stock eingerichtet, fährt der Zug auch schon Richtung Hamburg los. Nach der anfänglichen Aufregung und der Erkundung des Zuges suchen Onkel Max und Peter den Schlaf im sanft schaukelnden Schlafwagen.
Mit etwas steifen Glieder erwachen Onkel Max und Peter am nächsten Morgen kurz vor Hamburg und geniessen das Morgenessen, das ihnen vom Schlafwagenschaffner serviert wird. Mit einer Rundfahrt durch den imposanten Containerhafen überbrücken sie die Zeit bis zum Besuch im Miniaturwunderland. Der Besuch im WiWuLa startet mit einer Führung hinter die Kulissen. Onkel Max und Peter kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Lange Züge in Amerika, startende und landende Flieger in Knuffingen, fahrende Autos und tausende von Details, die es zu entdecken gibt. In wenigen Schritten sind die Modellbahnbegeisterten von der Schweiz in Deutschland, Amerika oder Skandinavien. Bis kurz vor der Schliessung sind sie im MiWuLa und Onkel Max hat die grösste Mühe, um Peter aus dem wortwörtlichen Wunderland zurück ins Hotel zu bringen.
Am nächsten Tag steht eine Fotopirsch in Hamburg auf dem Programm. Schnell sind die interessanten Fotostellen ausgemacht und die Fotoausrüstung bereit. Dank der hohen Zugsdichte von S-Bahn, RE und ICE gelingen einige guten Fotos. Und schon neigt sich der Besuch in Hamburg dem Ende zu: Mit dem ICE geht die Reise via Frankfurt zurück nach St. Muhrtal.
Nach einer Nacht im CityNightLine bewundern Onkel Max und Peter die imposante Bahnhofshalle von Hamburg.
Das Vorbild
Die Geschichte des CityNightLine beginnt wie so viele Abschnitte der aktuellen Bahn: Mit umfangreichen Markstudien wurde zu Beginn der 90er-Jahre festgestellt, dass im wachsenden innereuropäischen Fernreiseverkehr Potential für einen Hotelnachtzug zwischen den grossen Zentren bestehe. Dies führte zur Gründung einer Tochtergesellschaft von SBB, DB und ÖBB unter dem Namen „DACH-Hotelzug AG“. Diese Gesellschaft betrieb ab dem Fahrplanwechsel 1995 unter dem Markennamen „City-Night-Line“ zwei Zugspaare zwischen Wien und Zürich sowie Wien und Dortmund. Anfänglich bestand das Rollmaterial aus den im Auftrag von DACH-Hotelzug AG entwickelten Doppelstock Schlafwagen WLB und WLAB, den Ruhesesselwagen (Sitzwagen/ Sleeperette) und Buffetwagen im dunkelblauen Anstrich mit Mondsymbol.
Zu Beginn machten dem neuen Nachtzugangebot technische Schwierigkeiten mit den Doppelstockwagen und die geringe Auslastung der Züge zu schaffen. Bereits Mitte 1996 verliessen die ÖBB die Gesellschaft DACH-Hotelzug AG und es folgt die Umbenennung in CNL AG. Im Jahr 2000 stieg auch die SBB aus und verkaufte ihren 40% Anteil an die DB. Erfolg brachte erst die Einführung der Liegewagen im CityNightLine Angebot. So wurde das Liniennetz erweitert und die Anzahl der Passagiere stieg von 148 000 Kunden im ersten Jahr auf 716 000 Kunden im Jahr 2004. Die Steigerung der Passagierzahlen und Erweiterung des Liniennetzes wurde teilweise mit der Übernahme bestehender Nachtzugverbindungen erreicht.
Ende Jahr 2007 wurde der gesamte Nachtzugverkehr der DB neu organisiert: Die Marken „DB Nachtzug“, „UrlaubsExpress“ und „CityNightLine“ wurden unter dem Namen „CityNightLine“ zusammengeführt. Die meisten saisonalen Verbindungen entfielen, das dunkelblaue Design wich einer lichtgrau-roten Bemalung und es kamen die neuen Schlafwagen „Comfortline“ WLABmz 173.1 zum Einsatz. Zudem wurde ein Sparkurs eingeschlagen, um der härter werdenden Konkurrenz von Billigfliegern und den immer schnelleren Tageszügen zu trotzen.
Das Unternehmen CityNightLine AG existiert seit 2010 nicht mehr, heute werden die Züge von der DB Fernverkehr geführt. Zuletzt kam es nach längerem Ausbau des Streckennetzes wieder zu einem Abbau. Die Destinationen Kopenhagen sowie Paris werden nicht mehr angefahren und die DB verzichtet momentan auf Investitionen ins überalterte Rollmaterial.
Ab Zürich verkehren im aktuellen Fahrplan (2014/2015) CityNightLine-Züge mit folgenden Destinationen:
- Hamburg-Altona, CNL 478 „Komet“
- Amsterdam Centraal, CNL 40478 „Pegasus“
- Prag hl. n., CNL 459 „Canopus“
- Berlin-Lichtenberg, CNL 40459 „Sirius“
Die Züge 478 nach Hamburg und 40478 nach Amsterdam werden nach dem Flügelzugsystem geführt. So verkehren diese Verbindungen ab Zürich via Basel gemeinsam bis nach Karlsruhe, wo die Trennung stattfindet. Das gleiche gilt für die Züge 459 nach Prag und 40450 nach Berlin. Die Trennung dieser Flügelzüge erfolgt in Naumburg (Saale) Hbf.
Das Rollmaterial besteht heute durchgängig aus voll klimatisierten Sitz-, Liege- und Schlafwagen. Die Grossraumwagen (Sitzwagen) sowie die Liegewagen sind umgebaute Fahrzeuge aus den Beständen der Deutschen Bundesband und der Deutschen Reichsbahn. Am komfortabelsten eingerichtet sind die Schlafwagen, welche teilweise Abteile mit integrierter Dusche/WC aufweisen. Dieser Wagentyp wurde, wie oben erwähnt, speziell für den Einsatz im CNL entwickelt. Zuerst wurden für diese Wagenklasse Doppelstockwagen der Bauart WLABm 171.0 und WLBm 172.0 eingesetzt, danach die einstöckige Bauart WLABmz 173.1. Mit dem Fahrplanwechsel 2014 erfolgte die Abstellung aller Doppelstockwagen und Ersatz mit den sogenannten Comfortline-Wagen WLABmz 173.1.
Quellen:
- Der Hotelzug – Doppelstock-Schlafwagen für den Nachtreiseverkehr, Schweizer Eisenbahn Revue 1-2/1995
- ÖBB verlassen Hotelzug AG, Schweizer Eisenbahn Revue 9/1996, S389
- SBB verkaufen Ihren Anteil an der CNL, Schweizer Eisenbahn Revue 4/2000, S. 147
- Neues von der City-Night-Line, Schweizer Eisenbahn Revue 7/2002, S. 336
- Zehn Jahre City-Night-Line, Schweizer Eisenbahn Revue 7/2005, S. 340
- Deutsche Bahn krempelt Nachtverkehr um, Schweizer Eisenbahn Revue 11/2007
- Das langsame Sterben der Nachtzüge, http://www.tagesanzeiger.ch/leben/reisen/Das-langsame-Sterben-der-Nachtzuege/story/29185980, 7/2014
- Doppelstock-Schlafwagen abgestellt, Eisenbahn-Kurier 6/2015, S. 17
- City Night Line, https://de.wikipedia.org/wiki/City_Night_Line, 11/2015
Der CNL im Modell
Die Modelle des CNL beim MECF stammen vom Hersteller LS Models. Diese Modelle zeichnen sich durch eine höchste Detaillierung aus. Neben voll durchgestaltetem Wagenboden ist auch eine mehrfarbige Inneneinrichtung vorhanden. Die Bedruckung ist nicht nur an der Wagenaussenseite perfekt, sondern auch innen sind zum Beispiel die Abteilbeschriftungen angebracht. Nachstehend eine Auflistung der Zugreihung des CNL 478 „Komet“ in der Realität und beim MECF.
Zugreihung des CNL 478 „Komet“ im Frühling 2015:
Zugreihung des CNL 478 „Komet“ beim MECF:
Innenausrüstung und Beleuchtung
Wie es bei uns im MECF Standard ist (Bericht Wagenbeleuchtung), wurden die Wagen mit Preiserlein und Beleuchtung ausgerüstet. Aufgrund der Radgeometrie und der Scheibenbremsen-Attrappen ist bei diesen Wagen eine Kontaktabnahme ab jedem Rad nicht möglich. Um trotzdem eine flackerfreie Beleuchtung zu garantieren, wurde eine Elektronik zur Beleuchtungsstabilisierung entwickelt. Mit dieser Elektronik wird die Energie für kurzzeitige Spannungsunterbrüche von bis zu drei Sekunden in Kondensatoren gespeichert. Dank dem Spannungsregler bleibt die Helligkeit der Beleuchtung konstant und kann zusätzlich durch ein Potentiometer eingestellt werden. Für die eigentliche Beleuchtung werden LED-Streifen (z.B. Distrelec 63 14 40) eingesetzt. Dabei genügt ein Strom von weniger als 1 mA pro Wagen, um die notwendige Helligkeit zu erreichen.
Die an sich schon perfekte Innenausrüstung wurde mit Preiserlein ergänzt. Die schlafenden Reisenden erhielten Kopfkissen und Decken aus blauer Serviette. Bei einigen Abteilen sind die Vorhänge zugezogen und so dringt nicht aus allen Fenstern das Licht in die Dunkelheit. Wie es bei uns auch Standard ist, sind alle Wagen gealtert. Die Betriebsspuren wurden mit der Spritzpistole und Pulverfarben angebracht.
Funktionsprinzip der Spannungsregelung. Bei einem Spannungsunterbruch an der Kontaktabnahme am Rad (rot) liefern die Stützkondensatoren C1 und C2 die notwendige Spannung (blau) für die Beleuchtung. Die Spannung der Beleuchtung (grün) bleibt dank dem Spannungsregler konstant.
Einsatz des CNL beim MECF
Mit der neuesten Zuggarnitur auf der Anlage des MECF ist St. Muhrtal nun mit Europa verbunden und Onkel Max und Peter erreichen Hamburg bequem mit dem CityNightLine.