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Der Bahnhof St. Muhrtal auf der Anlage des MECF ist ein Kopfbahnhof, auch Sackbahnhof genannt, wie er unter anderem in Zürich HB zu finden ist. Einfahrende Züge halten vor dem Prellbock und können den Bahnhof nur nach einem Richtungswechsel verlassen.

Kopfbahnhöfe

Dank Kopfbahnhöfen war es früher in der Regel einfacher, mit oberirdischen Zufahrten in die Stadtzentren zu gelangen. Wegen der einseitigen Zu- und Abfahrt wird jedoch ein umfangreicher Vorbahnhof benötigt. Lokbespannte Züge erfordern einen Lokwechsel und verlängern damit die Aufenthaltszeit. Aus Sicht des Modelleisenbahners ist diese Bahnhofsart jedoch eine willkommene Bereicherung des Bahnbetriebs.

Vorbild Zürich HB

Die historische Halle des Hauptbahnhofs Zürich stammt aus dem Jahre 1871 und beherbergte ursprünglich 6 Gleise. In den Jahren 1929/30 entstanden die Querhalle und die angrenzende, als Kopfbahnhof konzipierte Gleishalle. Die oberirdischen Teile des Hauptbahnhofs stehen als Kulturgut von nationaler Bedeutung unter Denkmalschutz.

Die fast 300 m lange und über 100 m breite Stahlhallenkonstruktion überdacht die 16 Gleise, welche bei einem Prellbock vor der Querhalle enden. Das Markante an der Halle sind die Oberlichtbänder am First und an den beiden Seiten der jeweils zwei Gleise überspannenden Hallenteile. Dadurch wird die Halle bei Tag angenehm aufgehellt.

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Blick in die Gleishalle.

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Blick in die Querhalle am Gleisende.

MECF, Modelleisenbahn Club Flawil

Blick auf das Hallendach mit den Oberlichtern (Quelle: Sabina Bobst, Tages Anzeiger vom 23. Februar 2016).

MECF, Modelleisenbahn Club Flawil

Detailansicht der Wasserführung mit Känneln und Fallrohren (Quelle: Sabina Bobst, Tages Anzeiger vom 23. Februar 2016).

Die Tiefbahnhöfe für die SZU sowie die beiden unterirdischen Durchgangsbahnhöfe Museumsstrasse und Löwenstrasse kamen später dazu.

Modell St. Muhrtal

Schon zu Beginn war ein kleiner Kopfbahnhof geplant. Als dann die Erweiterung mit dem Aussenraum dazu kam, ergab sich die Gelegenheit, den ursprünglichen Platz im Anlagenraum als Vorbahnhof zu gestalten und die Perrongleise in den aussenliegenden Raum zu verlegen. Mit den dazugekommenen Gleisen der Schmalspurstrecke ergibt sich ein Bahnhof mit 5 Normal- und 3 Schmalspurgleisen.

Ein unterirdischer fünfgleisiger Schattenbahnhof erlaubt die Umfahrung des Kopfbahnhofs. Zwei Gleise davon dienen dem Personenverkehr und sind auch als Tiefbahnhof nach dem Vorbild Zürich Flughafen ausgestaltet (zum Bericht über den Tiefbahnhof).

Die Normalspurgleise sind nun in einer dem Zürcher Hauptbahnhof nachgebauten Gleishalle auf einer Länge von 2,5 Metern überdacht worden. Da wir mit dem vom Original-Führerstand aus gesteuerten Kamerazug unterwegs sind, erhält die Ausgestaltung der von aussen unsichtbaren Bereichen eine besondere Bedeutung.

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Kopfbahnhof St. Muhrtal vor dem Bau der Gleishalle.

Konzept

Als Grundlage für den Bau dienten verschiedene Bildaufnahmen sowie Street-View Ansichten von Google-Maps, womit praktisch jedes beliebige Detail vom Innern der Halle einsehbar ist. Für die Ausführung wurde der aktuelle Zustand gewählt, jedoch ohne die Betongehäuse für die Zugänge zu den Sihlquai-Passagen. Die Perrons beim MECF sind schmaler als im Original, weshalb die Spannweite um etwa 30 % verkleinert werden musste.

Für die Überprüfung des Konzepts und des Aussehens sowie der Feststellung eventueller Konstruktionsschwachstellen wurde mit einfachen Materialien eine Maquette erstellt.

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Skizze des Hallenquerschnitts.

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Maquette zur Überprüfung von Konzept und Aussehen.

Aus Platzgründen musste auf den Nachbau der Haupthalle verzichtet werden und die Querhalle ist nur zur Hälfte ihrer Breite nachgebildet, da quer zu den Stumpengleisen die Schmalspurstrecke zum Schattenbahnhof verläuft. Ein Bild auf der Trennwand täuscht den Blick in die Bahnhofshalle vor.

Konstruktion

Eine besondere Herausforderung an das Aufbaukonzept war die Berücksichtigung einer einfachen Zugriffsmöglichkeit im Störfall. Weil das Abheben der ganzen Halle zu umständlich gewesen wäre, lässt sich jeweils ein Sektor des Dachbereichs abheben. Die Querhalle lässt sich als Ganzes ausbauen.

Die originale Stahlkonstruktion wurde in Messing nachgebildet, die Nietendarstellung jedoch auf das Wesentliche beschränkt. Die Messingprofile und das Lötmaterial stammen von Hassler Profile (www.hassler-profile.li). Die Stützenbögen bestehen aus einem im Laserschnittverfahren hergestellten 1,5 mm dicken Messingblech. Deren Stirnseiten erhielten aus optischen Gründen einen Blechstreifen. Der Rest der tragenden Konstruktion wie auch die Querhalle entstanden aus verschiedenen Messingprofilen. Für die hölzernen Dachpartien kam profiliertes Lindenholz zum Einsatz und für die halbtransparenten Gläser matte Kunststofffolien.

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Messingprofile und Lötmaterial von Hassler Profile.

Die an der Decke angebrachte Beleuchtung besteht aus etwa 200 selbstgebauten LED-Leuchten, aufgelötet an die am Unterdach über die ganze Länge verlaufenden Leiterplatten. Darüber gestülpte schwarze Distanzrollen dienen als Imitation des Lampengehäuses.

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In drei Schritten wurden die LEDs angebracht (Draht anlöten, auf Höhe abschneiden, LED einlöten).

Die abgespannte Fahrleitung ist an den Stützen befestigt und bleibt auch bei abgenommener Dachpartie dort.

Bau

Gerade bei langen Objekten mit durchlaufenden Kanten ist grosse Genauigkeit gefordert, was durch die gewählte Konstruktion und den für die Lötarbeiten der Profile gebauten Lehren gewährleistet ist.

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Lötlehren für die Tragkonstruktion der Oberlichtbänder.

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Lötlehren für die Tragkonstruktion der Oberlichtbänder.

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Lötlehren für die Tragkonstruktion der Oberlichtbänder.

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Lötlehren für die Tragkonstruktion der Oberlichtbänder.

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Lötlehre für die Dachkonstruktion.

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Lötlehre für die Stützen zur Montage der Blechstreifen an den Stirnseiten.

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Stützenkonstruktion vor dem Verputzen.

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Stützenkonstruktion nach dem Verputzen.

Nach dem Verlöten der Längsprofile, welche für Stabilität und Winkelgenauigkeit der Tragkonstruktion sorgen, wurden die Knotenbleche (Nietenimitation) aufgeklebt. Den Abschluss der „Stahlbau-Arbeiten“ machte das Lackieren und Altern der metallenen Tragkonstruktion.

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Geätzte Nietenplatten als Imitation der Knotenbleche.

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Knotenbleche an einer Stütze aufgeklebt.

Abspannwerke und Halter für die Fahrleitung wie auch Aufhängungen für die Gleisnummern, Sektortafeln, Bahnhofsuhren und Zuganzeiger ergänzen die Stützenkonstruktion. Nach Fertigstellung der Baugruppen für die Tragkonstruktion ging es ans Aufrichten. Für eine korrekte Aufstellung und einen erleichterten Auf- und Zusammenbau diente eine eigens dafür erstellte Nachbildung der Perrons. Als krönenden Abschluss gab es eine kleine Aufrichtfeier mit obligatem Bäumchen.

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Stellprobe und kleine Aufrichte der Halle im Rohbau. Es fehlt die Lackierung.

Eine weitere Herausforderung war die Herstellung der seitlichen Dächer. Die Unterseite soll die Holztragkonstruktion wiedergeben und die Oberseite, welche im Original mit zusammengefalzten Metallblechen überzogen ist, soll in realistischer Weise die Falze zeigen. Als Lösung bot sich ein im Fachhandel erhältliches, rillengefrästes Lindenholz an. Die Seite der Holzstruktur wurde braun und die andere Seite in Silberfarbe lackiert. Der erhabene Falz entstand durch ein graues Nähgarn, welches in die zuvor im Raster von 20 mm eingeschnittenen Kerben eingeführt wurde. Kleine Klebertropfen in den Kerben verhindern das Ausfädeln, wenn die Verbindungen auf der Holzseite am Schluss ausgeschnitten werden. 

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Herstellung der Seitendächer mit Holzimitation auf der Unterseite und gefalzte Metallbleche auf der Oberseite (Das Nähgarn auf der Holzseite wird am Schluss abgeschnitten und entfernt.).

Die Querhalle wie auch die abnehmbaren Dachpartien der Gleishalle erhielten die Beleuchtungskörper, die mit Kies versehenen Holzabdeckungen und die bedruckten Fensterfolien.

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Die halbe Querhalle am Ende der Gleishalle. Noch fehlt die Verglasung.

Die beleuchteten Bahnhofsuhren und die im Eigenbau erstellten Zugzielanzeiger fanden ihren Platz in den dafür angebrachten Aufnahmen und die auf Fotopapier ausgedruckten Beschriftungen wurden auf die Bleche geklebt.

Zugzielanzeiger

Jedes der fünf Gleise besitzt auf die Hallenlänge verteilt drei Zugzielanzeiger. In der Querhalle hängt der grosse Hauptanzeiger mit den Fahrzielen, Gleisen und Abfahrtszeiten aller Fernverkehrs- und S-Bahn Züge. Die Hintergrundbeleuchtung der Anzeigen besteht aus einer oder mehreren weissen LEDs und einer leicht milchigen Plexiglasscheibe als Lichtverteiler. Auf deren Stirnseiten aufgeklebte Streifen aus Aluminiumfolie sorgen für ideale Ausleuchtung und verhindern unnötigen Lichtaustritt zum Gehäuse. Abschliessend wurden die mit dem Zeichenprogramm gestalteten und auf Fotopapier ausgedruckten Schilder aufgeklebt und der Gehäuserahmen montiert.

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Entstehung der Zugzielanzeiger.

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Die grosse Fahrplaninfotafel vor dem Zusammenbau.

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Ein fertiger Zugzielanzeiger beim Beleuchtungstest vor dem Einbau in die Gleishalle.

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Die fertige Fahrplaninfotafel vor der Montage in der Querhalle.

Zusatzausstattung

Geschmückt wird die Gleishalle mit Sitzbänken, Fahrplantafeln, Abfallcontainern, Entwertern, Abfertigungskästen bis hin zu den Streugutbehältern und Hydranten von Swiss Model Rail (www.swissmodelrail.ch). Kiosk und Imbissladen für die Querhalle wie auch die mit dem roten Haltsignal ausgestatteten Prellböcke wurden im Eigenbau erstellt. Viele selbstbemalte Personen beleben die Szene.

Impressionen

Nachfolgend einige Impressionen der nach sechs Monaten Bauzeit fertiggestellten Gleishalle des Kopfbahnhofs St. Muhrtal.

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St. Muhrtal ist bestens in das internationale und nationale Bahnnetz eingebunden. Die Gleishalle zeugt von der Wichtigkeit dieses Bahnknotens.

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Reger Betrieb auf den Perrons. Die Touristen und Pendler nehmen vom ausfahrenden ICN keine Notiz.

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Die Umsteigezeit reicht knapp für den Kauf von Lektüre und Verpflegung am Kiosk.

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Die Ankunft in St. Muhrtal aus der Sicht des Lokführers.

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Fliessender Übergang zwischen der dreidimensionalen Halle und dem zweidimensionalen Hintergrund. Der Hintergrund wurde aus Originalfotos aus dem Bahnhof Zürich zusammengesetzt.

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Die Fensterreiniger in der Querhalle haben eine spektakuläre Aussicht auf die Gleisenden.

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Auch auf der Modelleisenbahn fahren die Züge teilweise mit Verspätung... Die Fahrplaninfotafel gibt genauestens Auskunft.

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Ein gemütlicher Schwatz vor der Abfahrt des Regionalzuges.

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Der CityNightLine-Zug verlässt St. Muhrtal erst zu später Stunde.

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Ein Blick auf die Querhalle.

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Detailansicht des Daches mit Dachentwässerung und Aufstiegen für das Unterhaltspersonal.

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Vogelperspektive aus Richtung des Vorbahnhofes zur Querhalle und zum geplanten Betriebsgebäude der RhB.

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Vogelperspektive mit Blick Richtung Vorbahnhof. Ein auf den Hintergrund gemaltes Gebäude wird später das grossstädtische Flair um den Bahnhof St. Muhrtal prägen.

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Nach der Fertigstellung der Gleishalle warten bereits Tram und Bus auf eine passende Umgebung...