Bei der Planung des Kopfbahnhofs wurde beschlossen, auf die landschaftliche Ausgestaltung der im Vorraum liegenden Anlagenteile mit den eigentlichen Hallengleisen und dem Schattenbahnhof zu verzichten. Dass sich Bedürfnisse mit der Zeit ändern können ist eine Tatsache, mit der sich auch der MECF abzufinden hat! Während die Hallengleise schon seit längerem ein Schotterbett erhalten haben und Perronkanten den ersten Hauch eines Bahnhofs vermitteln, denkt man seit neuestem über eine Bahnhofshalle nach. Dass dabei auch die üblichen Bauwerke in Betracht zu ziehen sind, liegt auf der Hand und so entstand die Idee eines Tiefbahnhofs.
Spektakulär war Anfang der 80-er Jahre die Einfahrt des ersten Zuges in den neuen Tiefbahnhof Zürich Flughafen. Seit dann reist man bequem mit dem Zug direkt unter den grössten Flughafen der Schweiz. In der Zwischenzeit hat das Schweizer Schienennetz weitere Tiefbahnhöfe erhalten. Diese dienen aber nicht alle dem Zweck, die Leute näher an den Ort des Geschehens zu bringen, sondern sind Kapazitätserweiterungen, wie die Tiefbahnhöfe rund um den Zürcher Hauptbahnhof.
Projekt
Beim MECF war der Auslöser für den Bau eines Tiefbahnhofs ein anderer als bei den SBB – der Kamerazug. Der Schattenbahnhof, welcher zum Umfahren des Kopfbahnhofs dient, wird oft vom Kamerazug befahren, gesteuert vom Führerstand aus. Während die Tunnels mit einem Gewölbe ausgestattet sind und die Fahrt auch untertags sehr realistisch ist, zeigen die Holzkonstruktionen bei der Einfahrt in den Schattenbahnhof unmissverständlich, dass man sich doch nur auf einer Modellbahnanlage befindet! Ende Dezember 2012 wurde entschieden, zwei der fünf Schattenbahnhofsgleise als Tiefbahnhof zu gestalten. Wohl auch die Tatsache, dass die beiden Gleise mit Mittelperron in der Kurve liegen, liess den Entscheid für die Ausgestaltung auf das Vorbild des Bahnhofs Zürich Flughafen fallen. Der Ausbau mit den Rolltreppen, Personenliften und die unverkennbare Gestaltung der Seitenwände sind noch immer zeitgemäss und zweckmässig. Somit war klar, wie sich der Tiefbahnhof zukünftig präsentieren soll und der Startschuss zum Bau fiel noch vor der Jahreswende.
Bau
Fotos des legendären und seit seiner Inbetriebnahme nicht wesentlich veränderten Bahnhofs Zürich Flughafen dienten als Vorlage für die Gestaltung.
Die Platzverhältnisse liessen einen Radius der Perron-Mittelachse von 950 mm zu. Der bestehende Unterbau musste dafür um etwa 20 cm erweitert werden. Nach dem Festlegen der Gleisgeometrie wurden die fünf Gleise in ihre neue Lage verlegt. Für die Gleise im Bereich des Tiefbahnhofs war eine Sonderlösung gefragt, weil diese beim Vorbild mit Halbschwellen auf einer Betonplatte fest verlegt sind – also ohne Schotter. Nach dem Ausrichten des normalen Holzschwellengleises wurde dieses mit Schnellkleber auf die Unterlage geklebt. Unterstützt durch eine Abstandslehre konnte anschliessend mit einem Messer ein etwa 7 mm langes Stück aus der Schwelle ausgeschnitten werden. Nach dem Bemalen des Untergrundes und der Schwellensockel mit grauer Farbe sieht das Gleis sehr vorbildgetreu aus.Für den Bau des Perrons wurde eine Skizze des Querschnittes erstellt. Dabei galt es unter anderem, die Abstände zum Gleiskörper unter Einhaltung der NEM-Vorgaben und der Berücksichtigung der Radien einzuhalten.
Eine weitere Herausforderung war die Beleuchtung. Beim Vorbild ist an der relativ niedrigen Decke bei jeder Perronkante ein durchgehender Beleuchtungsstrang aus Leuchtstoffröhren angebracht. Im Modell besteht dieser aus einem LED-Flexband hinter einem Plexiglasstreifen. Zur homogenen Ausleuchtung sind deren Stirnseiten aufgeraut. Im Bereich der Rolltreppenaufgänge sind zusätzliche LED-Leuchten angebracht worden.Die beim Vorbild mit emaillierten Platten gestalteten Seitenwände wurden für das Modell auf dem Computer gezeichnet, ausgedruckt und aufgeklebt.Der imitierte Fahrdraht ist an der Decke des Tiefbahnhofs befestigt. Die Decke selbst lässt sich für den Servicefall entfernen, so dass ein freier Zugriff auf die Gleise gewährleistet ist.
Betrieb
In betrieblicher Hinsicht sind grundsätzlich keine Anpassungen erforderlich. Die beiden Gleise werden typischerweise nur in einer Richtung befahren und sind bereits mit Hauptsignalen ausgerüstet. Lediglich die beiden vor den Hauptsignalen aufgestellten Fahrstellungsmelder (nach oben weisender Pfeil bei Fahrt zeigendem Hauptsignal) und Signale für die Abfahrerlaubnis mussten nachgerüstet werden. Sie dienen dem Lokführer, wenn ihm die Sicht auf das Hauptsignal wegen der Kurvenlage versperrt ist. Mit den bestehenden stellwerkstechnischen Möglichkeiten lassen sich die Zugsfahrten entweder manuell oder im automatischen Signalbetrieb so steuern, dass die beiden Gleise wechselweise befahren werden. Somit entspricht die Situation auf unserer Anlage etwa dem Perron mit den Gleisen 1 und 2 des Bahnhofs Zürich Flughafen.
Erfahrungen
Nach nur einem Monat Bauzeit konnte der Tiefbahnhof St. Muhrtal mit den Gleisen 11 und 12 am 30. Januar 2013 in Betrieb genommen werden. Das Gesamtkonzept und die vielen Details wie Sitzbänke, Informationstafeln, Abfalleimer, Stations- und Gleisbeschriftungen geben dem mit Figuren belebten Tiefbahnhof ein realistisches Aussehen. Allerdings ist die Betrachtung des Tiefbahnhofs dem normalen Betrachter vorenthalten, es sei denn, er blickt durch die Öffnung beim Rolltreppenabgang oder er begibt sich auf den Führerstand und erlebt den Tiefbahnhof aus Sicht des Lokführers. Damit ist die MECF-Anlage um ein weiteres Schmuckstück reicher - die Arbeit hat sich gelohnt!