Auf unserer diesjährigen Clubreise reisten wir ins Tessin. Wir wollten die Gotthard-Bergstrecke vor der definitiven Inbetriebnahme des Basistunnels nochmals bei Vollbetrieb mit den klassischen IR-Zügen und den schweren Güterzügen erleben. So machte sich am Samstagmorgen, 17. September 2016, eine kleine Gruppe auf den Weg Richtung Sonnenstube. Die Reise führte uns jedoch nicht direkt ins Tessin.
Wir unternahmen zuerst einen Abstecher nach Luzern. Im Verkehrshaus besuchten wir die Sonderausstellung zur Eröffnung der NEAT-Gotthardachse. Uns zogen jedoch vor allem die Originalloks und die Loksimulatoren in den Bann. Alle wollten wir uns als Lokführer auf den verschiedenen Loksimulatoren versuchen. Auch den weiteren Hallen statteten wir einen Besuch ab; in der Schifffahrtshalle war das Modell der Rheinschleuse Birsfelden in Revision. Dies ermöglichte uns interessante Einblicke in die Mechanik und den Aufbau dieses immer wieder faszinierenden Modells. Nach dem Besuch im Verkehrshaus führte uns die Reise endlich Richtung Süden: Ab Arth-Goldau hatte unser Reiseorganisator Christian Plätze im Panoramawagen reserviert. Trotz des regnerischen Wetters war die Reise so ein besonderes Highlight. Für das leibliche Wohl sorgte Christian im Scheiteltunnel mit einem Glas Tunnelwein. Der Zug brachte uns bis Bellinzona, wo wir nach einem leckeren Abendessen in der Altstadt in der Jugendherberge übernachteten.
Am nächsten Morgen konnten die Frühaufsteher Philipp und Marco dem Drang nicht widerstehen, der Bahn in Bellinzona vor dem Frühstück nachzugehen. So stiegen sie noch vor dem Morgenessen zum Castello Montebello auf, von wo sich nach einigem Suchen ein guter Ausblick auf den Bellenzer Hauptbahnhof bot. Trotz frühem Sonntagmorgen war etwas Betrieb im Gleisfeld mit einem südwärts fahrenden Containerzug. Zurück im Frühstücksraum stärkten wir uns alle für die kommenden Taten des Sonntags.
In Bellinzona liegt uns eine Modelleisenbahn zu Füssen. Blick vom Castello Montebello auf den Bahnhof Bellinzona mit Depot, Hauptwerkstätte, Personen- und Güterbahnhof.
Erster Zwischenhalt war der Bahnhof Bellinzona, wo wir bis zum Eintreffen des IR den Bahnbetrieb beobachteten und fotografierten. Der IR brachte uns anschliessend nach Faido. Ab Faido stand die Wanderung auf dem Gotthard-Erlebniswanderweg durch die Dazio Grande-Schlucht auf dem Programm. Wir erkundeten den interessanten Streckenabschnitt bis Ambri-Piotta mit den beiden Kehrtunnels oberhalb von Faido. Immer wieder mussten wir über den Mut der Ingenieure und der Bauarbeiter staunen, welche vor über 130 Jahren die Bergstrecke bauten. Noch bis im Dezember 2016 erfüllt diese Bahnstrecke die immer weiter gesteigerten Anforderungen. Leider zeigten sich die Aussichtsplattformen und die Informationstafeln des zum 125-Jahr-Jubiläum geschaffenen Erlebnispfades nicht im gleichen gepflegten Zustand wie die Bahnlinie selbst. Einzelne schöne Fotostandpunkte waren seit der Einweihung des Erlebnispfades regelrecht zugewachsen, so dass wir die Bahnstrecke höchstens noch erahnen konnten.
Nach der Unterquerung des Burghügels von Castello Montebello fährt dieser ICN in den Bahnhof Bellinzona ein.
Noch bevor wir in Faido richtig gestartet waren, überholte uns dieses Re 4/4 II-Re 6/6-Gespann auf dem Weg Richtung Norden.
Einmal ein Bild ohne Eisenbahn. Philipp und Christian wandern auf dem Erlebnispfad zur Aussichtsplattform hoch über dem Polmengo-Viadukt.
Für das Mittagessen suchten wir uns beim Freggio-Kehrtunnel und der Brücke über den Ticino einen aussichtsreichen Rastplatz. Wir wurden dann auch während der Mittagspause nicht enttäuscht: Zahlreiche Personenzüge und einzelne Güterzüge hielten uns bei Laune. Zusätzlich ist die kleine Kabelbude direkt neben der Kantonsstrasse auf besonderes Interesse von Marco gestossen; ein neues Projekt für unsere Clubanlage harrt damit der Umsetzung.
Der Containerzug befindet sich auf der mittleren Stufe des Dazio Grande zwischen dem Prato-Kehrtunnel und dem Pardonea-Tunnel.
Typische Kabelbude der Gotthardbahn im Dazio Grande, eingeklemmt zwischen Ticino, Bahnlinie und Passstrasse.
Perfekter Ausblick von unserem Rastplatz auf die Ticino-Bruecke und das untere Portal des Freggio-Kehrtunnels.
Nach dem Mittagessen führte uns der Wanderweg über die alte Gotthardstrasse durch die Dazio Grande-Schlucht hoch nach Rodi-Fiesso. Durch das nun offenere Tal gelangten wir auf dem Wanderweg bis nach Ambri. Zum Abschluss fuhren wir mit dem Postauto nach Airolo. Dank des nur schlecht funktionierenden Anschlusses vom Bus auf die Bahn kam Tim im Restaurant auf seine Kosten: Endlich hatten alle Zeit und Musse für eine Runde Würfeln. Diese Runde zog sich dann noch die ganze Rückfahrt bis in die Ostschweiz hin.
Klassicher Gotthard-Containerzug mit Re 4/4 II und Re 6/6 bei der bergseitigen Ausfahrt aus dem Mte. Piottino-Tunnel.
Müde und mit vielen neuen Ideen für unsere Clubanlage kehrten wir am Sonntagabend in die Ostschweiz zurück. Etwas Wehmut über die (bald) vergangenen Zeiten zwischen Erstfeld und Biasca mischte sich in die Erinnerungen an dieses Clubreise.